Das Wesen von Kunst
Was macht eigentlich Kunst aus?
Was unterscheidet Kunst von anderen Betätigungen des Menschen?
Ich möchte an dieser Stelle mal ein einfaches Modell menschlichen Wirkens einführen:
- Handeln - der Mensch tut irgendwas
- Resultat - es kommt etwas dabei heraus
- Bewertung - das Resultat erfährt eine Bewertung - Anerkennung, (finanzieller) Erfolg
Dieses Modell kann man über fast alles legen, was der Mensch tut - sowohl Kunst als auch alles andere - wobei die 3 Punkte dabei unterschiedlich ausgeprägt und gewichtet sind.
Im Berufsleben bin ich Softwareentwickler. Ich erschaffe etwas - nämlich Softwareprogramme. Das Handeln besteht darin, Programmbefehle in einen Computer einzutippen und diese dann zu testen, bis es so aussieht, als wären erst mal keine Fehler mehr drin. Aber warum tue ich das? Andere Menschen benutzen diese Softwareprogramme dann, weil sie ihnen die Arbeit erleichtern. Meine Softwareprogramme haben für andere Menschen einen Nutzen. Der Nutzen ist meine Motivation. Es macht mich glücklich, anderen Menschen mit meinen Softwareprogrammen die Arbeit zu erleichtern. Ohne den Nutzen würde ich das aber nicht tun. Es macht überhaupt keinen Sinn, einfach nur Programmbefehle in einen Computer einzutippen, wenn es nicht auf einen Nutzen abzielt. Und genau DAS ist bei Kunst anders.
Kunst braucht keinen Nutzen. Die Resultate künstlerischen Schaffens zielen nicht auf einen Nutzen. Nutzen ist keine Anforderung an Kunst. Und genau deshalb ist es Kunst.
Warum tut man es aber dann?
Künstlerisches Schaffen erfüllt sich selbst.
Wenn man Kunst anhand meines oben vorgestellten kleinen Modells von anderen Betätigungen des Menschen abgrenzen möchte, dann ist es bei der Kunst ganz einfach so, dass das Handeln ALLEINE schon zur Erfüllung führt. Es ist dann eigentlich gar nicht wichtig, was - und ob überhaupt noch etwas - dabei herauskommt (Resultat).
Und genausowenig spielt es für die Erfüllung und das Glück in der Kunst eine Rolle, wie andere das Resultat bewerten.
Es hat sich nur im Laufe der Zeit dahin entwickelt, dass die Bewertung des Resultats durch andere immer wichtiger wurde und immer wichtiger und damit natürlich auch das Resultat an sich.
Das hat nur den kleinen Nachteil, dass die Erfüllung und das Glück im künstlerischen Schaffen immer mehr verloren ging.